Descheemaecker lehrte seine Leute den Taubensport.

20 Minuten lesen - von Joseph Descheemaecker

Im November 1936 gründeten die Brüder Noël and Robert Descheemaecker ihre Firma Natural. Die Faszination der beiden Brüder für den Taubensport war so groß, dass Natural zu ihrem Lebenswerk wurde. Noël Descheemaecker blieb bis zu seinem 92. Lebensjahr ein begeisterter Taubensportler.

Anschließend übernahmen seine Söhne Joseph und Noël Jr. die Firma, er verfolgte das Geschäft mit Interesse und erfreute sich an seinem Erfolg. Die junge Generation hatte nur ein Ziel vor Augen und scheute weder Kosten noch Mühe, um dieses Ziel zu erreichen: Qualitätsprodukte für den Taubensport. Natural Produkte sind in nicht weniger als 55 Ländern weltweit gut bekannt. Josephs Sohn, Stephan Descheemaecker, übernahm das Ruder in der dritten Generation. Der eingeschlagene Weg wurde begeistert weiterverfolgt. Eine ultramoderne, brandneue Produktionseinheit für Kornmischungen gewährleistet eine gleichbleibende herausragende Qualität. Im Descheemaecker Tauben-Zentrum, konzentriert sich Stephan Descheemaecker auf Elite-Tauben: Tauben mit einem außergewöhnlichen Stammbaum. Die langjährige Zusammenarbeit mit China hat inzwischen eine ganz neue Dimension erreicht.

Descheemaeckers Geschichte ist zweifellos Teil der Taubensport-Tradition und sie ist es definitiv wert, erzählt zu werden.

Der erste Taubenschlag der Brüder Noël and Robert Descheemaecker in Wilrijk (Antwerpen). Er wurde 1927 auf dem Dach der väterlichen Druckerei gebaut.

November 1930.

Noëls und Roberts Vater hatte in Wilrijk eine kleine Druckerei. Da sie dieselben Interessen und dieselbe Leidenschaft teilten, beschlossen die Brüder im November 1930 eine Zeitung herauszubringen: "Het Duivensport [Der Taubensport]". 25 Probeexemplare wurden gedruckt und unter Freunden und Bekannten mit der Bitte um Feedback verteilt. Es war eine einfache Zeitung ohne Anzeigen, nur mit Artikeln, die aus der Erfahrung heraus geschrieben waren.

Begeisterte Taubenliebhaber, die ihre Tauben auf hohem Niveau züchteten, sorgten für den Inhalt. Die Zeitung war von Beginn an, mit einer Auflage von 50.000 Stück, ein enormer Erfolg.

Wegen des grünen Einbandes war sie war allgemein als ‘Das grüne Heft’ bekannt. Die Zeitung wurde verteilt, in jedem Klubhaus ausgelegt und die Leserschaft wurde auf 240.000 geschätzt.

Die französische Version “Le Sport Colombophile”, war in Wallonien ebenso beliebt. Noël Descheemaeckers Ehefrau war Wallonin, weshalb sie wusste, wie man erfolgreich wallonische Kontakte knüpfte.

Plötzlich hatten die Drucker alle Hände voll zu tun, arbeiteten Tag und Nacht, um die Zeitung zu drucken und dann zu verteilen.

1938 wurde im Garten von Noël Descheemaecker in Schoten ein großer Taubenschlag gebaut, dem der Taubenschlag des wallonischen Champions Georges Fabry (Lüttich) als Modell diente.

Die Taube, das Rennpferd des kleinen Mannes.

Lüttich war seit dem 19. Jahrhundert die Wiege des Taubensports. Der Taubensport wurde von der reicheren Bevölkerung als ein eigenständiger Sport angesehen, eine Freizeitaktivität für Arme. In nahezu allen umliegenden Ländern kommt der Taubensport in den Kohlerevieren auf: Nord Pas-De-Calais in Frankreich, im Ruhrgebiet in Deutschland, Blackpool in England und Kattowitz in Polen. Die Taube wird das Rennpferd des kleinen Mannes. Arbeiter hatten kein Geld, um zu reisen, weshalb die Tauben praktisch ihre einzige Form der Freizeitgestaltung war.

Sie arbeiteten sechs Tage pro Woche und hatten deshalb keine Zeit, um die Tauben lange Strecken fliegen zu lassen. Der Taubensport in dieser Zeit beschränkte sich auf die reine Geschwindigkeit, auf Flüge von 250 Kilometern. Die Menschen hörten Samstags um 16 Uhr auf zu arbeiten. Die Tauben wurden freigelassen und ihre Besitzer gingen zum Klubhaus, um zu entspannen. Samstags kamen die Tauben zum Transport in den Korb. Die meisten Flüge waren auf 100 Kilometer begrenzt; mit Rückenwind waren die Tauben innerhalb von eineinviertel Stunden nach ihrer Freilassung am Sonntag zurück. Sonntagmorgens im Klubhaus wurde die Uhr nach draußen gebracht und die Tauben wurden registriert, sobald sie von ihrem Flug heimkamen. Die Taube, welche die Strecke zwischen Abflugpunkt und heimischen Schlag in der kürzesten Zeit zurücklegte, gewann den Wettbewerb.

Ein einziges Dorf hatte bisweilen verschiedene Taubenklubs, abhängig von der politischen Orientierung der Mitglieder. Diese Klubs waren auch gezielt positioniert: einer im Norden, Süden, Osten und Westen, da jeder (Kilo)Meter zählte, und dies von der Lage des heimischen Taubenschlags in Bezug auf den Abflugort abhing.

Erstes Logo im Jahre 1930.

Vom Rechtsanwalt zum Einzelhändler.

Es ist keine große Überraschung, dass Noël und Robert ebenfalls im Klub De Zwaluw in Wilrijk als Taubensportler aktiv waren. Sie lernten die Tricks als Händler von Gust De Feyter, einem Freund, der wie die beiden Taubenliebhaber war. Sie kamen dann in Kontakt mit Evrard Havenith, einem bekannten Taubenzüchter aus Antwerpen, der ihnen einen Sack mit Ackerbohnen bester Qualität verkaufte. Er weckte ihr Interesse für Brieftaubenfutter, was sich später als ein wichtiges Erfolgskriterium erweisen sollte. Der gesamte Inhalt einer Zeitung war deshalb der Bedeutung von hochwertigen Kornmischungen speziell für Tauben gewidmet. Inzwischen hatte die Zeitung sogar ein bisschen Geld eingebracht und es entstand die Idee, ein Geschäft für die Produktion von Taubenfutter aufzubauen. Noël Descheemaecker hatte bereits begonnen als Rechtsanwalt zu arbeiten, hängte jedoch seine Toga an den Nagel, um seine gesamte Zeit seiner Leidenschaft zu widmen.

Die Brüder kauften ein Grundstück und bauten darauf einen Produktionsbetrieb. Sie erwarben einen gebrauchten Lieferwagen und im November 1936 die Firma Natural Granen – Gebr. Descheemaecker NV war geboren. Zunächst waren nur vier Mischungen erhältlich: Zucht, Sport, Mauser und Winter. Anfangs wurden diese Mischungen in 25 Kilo Säcken angeboten, aber um den Wünschen der Taubenzüchter besser zu entsprechen, schwenkten sie um auf 5 und 10 Kilo.

Die Brüder brachten diese selbst zum nächsten Müller, zum Einzelhändler vor Ort und zu den Klubhäusern, die diese an die Taubenzüchter verkauften.

Das Geschäft lief sofort außergewöhnlich gut. Der Erfolg war teilweise auf die Zeitung “Het Duivensport” zurückzuführen. Die Brüder erzielten gute Ergebnisse beim Taubensport und nutzten ihre Erfahrung, um Artikel zu schreiben, von denen andere Taubenliebhaber lernen konnten. Und natürlich hatte Noël den Vorteil seiner universitären Ausbildung. Sein Vater bestand darauf, dass er zunächst sein Jurastudium abschließt und sich erst dann komplett dem Taubensport widmet. Im Abschlussjahr seines Studiums war Noël praktisch nie bei den Vorlesungen, weil er zu viel Arbeit mit seinen Tauben hatte. Falls er dann doch mal zu den Vorlesungen kam, meinte der Professor: "Da schau her, der berühmte Taubenzüchter beehrt uns mit seiner Anwesenheit!".

Der Spruch "Conscience lehrte seine Leute das Lesen; Descheemaecker lehrte seine Leute den Taubensport." stammt aus dieser Zeit.

‘Het Duivensport’, im Jahre 1930 von den Brüdern Descheemaecker veröffentlicht, hatte 1939 mehr als 40.000 Leser. ‘Le Sport Colombophile’ ist der Name der französischsprachigen Ausgabe von ‘Het Duivensport’. Beide Zeitungen waren in Belgien mehr als 90 Jahre lang die meistgelesenen Magazine zum Taubensport.

Taubensport und Wetten

Da der Taubensport als das Pferderennen des kleinen Mannes galt, war es nur natürlich, dass Leute auf die Tauben Wetten abschlossen. Von Anfang an verdienten die Brüder gut Geld mit ihren Tauben. Noël Descheemaecker konnte damit sogar sein Studium finanzieren.

Zu jener Zeit konnten Taubenrennen nur veranstaltet werden, wenn das Rathaus geöffnet war. Eine seltsame Regel, aber so wurde bei den Taubenwetten ein Auge zugedrückt.

Auf die langen Flüge wurde viel Geld verwettet. Der Klub erhielt ein Prozent des Wettgeldes und so konnte der Taubensport weiter florieren.

In der Stadt Lüttich wurde am meisten gewettet. Dort konnte man seine Taube in verschiedenen Klubs anmelden, um seine Gewinnchancen zu vergrößern. Seinen Höhepunkt erreichte der Taubensport in der Zeit von 1830 bis 1840. Mit ihren Tauben auf dem Rücken reisten die Taubenliebhaber von Flandern nach Lüttich, um an den Rennen teilzunehmen. Der Abflug der Tauben war eine Veranstaltung, die zu der Zeit eine Menge Menschen anlockte.

'Kaers'.

Die Brüder kauften nicht nur einen Sack Qualitätsbohnen von dem angesehenen Evrard Havenith (was direkt zur Herstellung von Taubenmischungen führte), sondern auch die Spitzentaube, die 'Kaers' genannt wurde. Sie wurde nach dem Radsportler Karel Kaers benannt, der in den 1930er Jahren viele Erfolge einheimste und 1934 Weltmeister im Bahnradrennen wurde.

In der Zeitung "Het Duivensport" spielte Kaers in den von Noël Descheemaecker verfassten Artikeln eine entscheidende Rolle. Diese Artikel enthüllten das Geheimnis, das sich hinter den starken Leistungen dieser Spitzentaube verbarg: "sich sofort nach dem Start des Rennens von der Masse absetzen".

Beim Training ließen die Brüder Kaers nicht mit den Tauben ihrer Region fliegen. Stattdessen lehrten sie sie allein zu fliegen. Es ist ein enormer Vorteil, wenn man einer Taube beibringt, die Gruppe zu verlassen und eigenständig die richtige Richtung einzuschlagen. Das Entscheidende ist, den Tauben beizubringen, selbstständig zu navigieren.

Eines Tages waren die Brüder Descheemaecker als junge Burschen herausgefordert, mit Kaers bei einem großen Konkurrenzklub teilzunehmen, und zwar bei De Zwaluw. Kaers gewann prompt den ersten Preis.

‘De Kaers’: 1932 erwarben die Brüder Descheemaecker eine junge männliche Taube von ihrem Freund Havenith 6136542-32. Sie wurde ‘De Kaers’ genannt. Sieben Jahre lang war ‘De Kaers’ eine der besten Mittelstrecken-Tauben in der Provinz Antwerpen. Sie beendete ihre sportliche Karriere 1939, nachdem sie den ersten ‘Preis von Orléans’ (400 km) im Verband Antwerpen, auch bekannt als die Hochschule des belgischen Taubensports, gewonnen hatte.

Belgische Brieftauben wurden während des Krieges in großen Volieren gehalten.

Zweiter Weltkrieg

Für Noël und Robert beschränkte sich der Taubensport nicht auf Belgien. Ihr Name und ihr Ruhm ging über die Grenzen hinaus. Ende der 1930er Jahre waren sie zu zahlreichen internationalen Taubenschauen eingeladen, um ihr Fachwissen zu teilen und Tauben zu bewerten.

Bei einer Taubenschau in Köln in Deutschland erhielten die Brüder die Visitenkarte von einem deutschen General. Das Hakenkreuz auf der Karte sollte später noch eine entscheidende Rolle für die belgischen Tauben spielen.

In der Vergangenheit spielten Brieftauben bei der Armee eine wichtige Rolle als Kurier.

1940: Ausbruch des Zweiten Weltkrieges

In den von Deutschen besetzten Ländern mussten alle Tauben geschlachtet werden, weil sie für Spionagezwecke eingesetzt werden könnten. Dies war bereits gängige Praxis während der Französischen Revolution und auch im Ersten Weltkrieg wurden Tauben als Soldaten angesehen.

Noël und Robert setzten alles daran, um zu verhindern, dass ihre Tauben sowie die der anderen belgischen Züchter geschlachtet werden. Sie baten den deutschen General, den sie vor dem Krieg in Köln getroffen hatten, ihnen zu helfen. Der General war mit Herz und Seele ein Taubenliebhaber und er fand eine Lösung. Er gab die Erlaubnis, die belgischen Tauben in speziellen Taubenschlägen in Brüssel unterzubringen, wo sie bis zum Kriegsende im Exil blieben. Die Tauben wurden während des Krieges nicht auf Rennen geschickt und der belgische Taubenverband kümmerte sich um sie. Der Verkauf von Kornmischungen wurde eingestellt und unglücklicherweise zerstörte eine V2 Bombe einen großen Teil der Natural Fabrik.

Aber die wirkungsvolle Aktion der Brüder führte dazu, dass die belgischen Taubenliebhaber ihren Taubensport sofort nach Kriegsende wieder aufnehmen konnten. Die belgischen Tauben hatten den Krieg überlebt.

Ein deutscher Soldat im Einsatz mit Tauben auf seinem Rücken.

Duifke Lacht ...

Gleich nach Krieg wurde der belgische Taubensport in voller Pracht wieder aufgenommen. In der jüngsten Blütezeit des belgischen Taubensports (d.h. 1948) brachten die Brüder eine neue Zeitung auf den Markt: "Duifke Lacht [Lachende Taube]". Es war eine heitere, rein auf Werbung ausgerichtete Zeitung, um Werbung für die Natural Kornmischungen zu machen.

"Duifke Lacht" kam zwei Mal pro Monat heraus. Darin wurde die Werbung abwechselnd mit lustigen Fakten, Witzen und Cartoons kombiniert. Die Auflage stieg und stieg, die Aufträge flatterten weiterhin ins Haus. Taubenliebhaber, die kein Abonnement hatten, erhielten die Beilage “Kom, Kom [Komm, Komm]". "Kom, Kom" war ein reines Werbeblatt und bestand aus einem Artikel über den Taubensport, der Rest war Werbung für die Natural Kornmischungen sowie für eine Reihe von Natural "Ergänzungsprodukten ».

1967 wurde aus den beiden Zeitungen "Het Duivensport" und »Duifke Lacht" das Blatt "Duifke Lacht": Lesematerial für 150.000 Taubenliebhaber.

"Duifke Lacht" ist noch heute ungeheuer beliebt.

‘Het Duivensport’ wurde 1967 in ‘De Duivensport’ umbenannt (neue Rechtschreibung).

Taubenuhren

Taubensport und Taubenuhren (constateurs) gehören einfach zusammen. Die Brüder Descheemaecker kamen schnell zu dieser Erkenntnis.

In der Reisesaison 1949 kam Edgar Heirman, ein bekannter Uhrmacher ins Klubhaus. Dort hörte er, dass Taubenzüchter ein Rennen verloren hatten, weil ihre Uhr nicht mehr funktionierte. Edgar war ein Taubenliebhaber und fand es inakzeptabel, ein Rennen aufgrund einer schlecht funktionierenden Uhr zu verlieren. Deshalb beschloss er, eine echte Taubenuhr oder ‘Constateur’ zu entwickeln. Edgar baute den ‘Heirman‘ Constateur, den Taubenzüchter sofort enorm schätzten. Edgar hat einen Mechanismus entwickelt, der akkurat und unfehlbar die Ankunftszeit registrierte. Das Gerät maß gerade mal 12 mal 25 cm. In Zusammenarbeit mit den Brüdern Descheemaeker wurde eine große Menge dieser Heirman Constatateurs in La Chaux-de-Fonds produziert, einer Schweizer Stadt, bekannt für ihre Uhrenindustrie. Die Produktion wurde finanziell mit Subventionen seitens der Schweizer Regierung unterstützt. Nicht weniger als 16.000 Heirman Uhren wurden verkauft. Seinerzeit war die Heirman der Rolls Royce unter den Taubenuhren. Man könnte sie 50 Jahre lang in einem Schrank aufbewahren, einmal wieder aufgezogen, würde sie sofort wieder akkurat funktionieren. Die Heirman war zu jener Zeit einzigartig in der Welt der Constateurs. Eine recht teure Uhr, aber mit modernstem Mechanismus und von Schweizer Spitzenqualität.

Aber Taubenuhren mussten auch mit der Zeit gehen.

1952 kam die ‘Junior‘ auf den Markt. Es war ein revolutionäres Design und nicht weniger als 300.000 Stück wurden verkauft. Die Firma ‘Junior‘ wurde gegründet und Frans Descheemaecker, dem ältesten Sohn von Noël, wurde die Geschäftsführung übertragen. Ein Sohn von Frans brachte später eine elektronische Quarzuhr auf den Markt. Die Verkaufszahlen sanken auf 10.000 Stück, da es eine große Konkurrenz gab und bessere elektronische Uhren erhältlich waren. Die Firma wurde abgestoßen.

Es ist davon auszugehen, dass die Brüder Descheemaecker zudem die Grundlage für alle Aspekte der Constateure schufen.

Die Brüder Descheemaecker brachten 1949 die ‘Heirman’ Renn-Stoppuhr, benannt nach seinem Erfinder Edgard Heirman, auf den Markt.

Die Zuchtstation

Natural war ein reibungslos verlaufendes Geschäft, das Kornmischungen und eine Reihe von exzellenten Zusatzprodukten produzierte: Streugut, Mineralien, Tee, Bierhefe, Elektrolyten, Tabakstängel, Bodengranulat …

Die Zeitung "Duifke Lacht" war ebenfalls ein Erfolg. Der Geschäftssinn der beiden Brüder blieb stark ausgeprägt. Aber am Gesamtbild fehlt etwas: Tauben. 1955 wurde in Zoersel eine Zuchtstation errichtet. Zuchttauben aller bekannten Rassen fanden dort ihre Heimat.

Aber wie sollte man Kunden für all diese jungen aufgezogenen Tauben finden?

Die Brüder hatten abermals eine clevere Idee. Kaufen Sie einen Sack Kornmischung und Sie erhalten einen Gutschein. Mit dem Kauf von 250 Kilo Kornmischung hatte man genug Gutscheine gesammelt, um diese gegen eine Taube zu tauschen. "Duifke Lacht" sorgte dafür, dass jeder Taubenliebhaber von dieser Aktion erfuhr und das Sammeln konnte beginnen. Es dauerte nicht lange, bis die Aktion ein Erfolg wurde und es mussten extra Taubenschläge gebaut werden, um die Nachfrage zu decken.

Taubenbesitzer begannen zu fragen, ob sie die Natural Fabrik und die Zuchtstation besuchen dürften. Dies inspirierte die Brüder dazu, an 12 Sonntagen einen Tag der offenen Tür zu veranstalten. Taubenklubs organisierten Busse für ihre Mitglieder und machten daraus einen Tagesausflug.

Morgens besuchten sie den Taubenmarkt in Lier, dann die Fabrik und nachmittags wurden die Zuchttauben in der Zuchtstation bewundert. Ein Trappistenbier in der Empfangshalle der Zuchtstation rundete den Tag ab. Ein Sonntag mit 70 Bussen auf dem Parkplatz war keine Ausnahme.

Die Natural Zuchtstation ist einfach einzigartig in der kleinen Welt des Taubensports.

Die Brüder Descheemaecker posieren vor einem Laufstall in der Zuchtstation.

Die Welt lockt.

1970 übernahmen die beiden Söhne von Noël Descheemaecker, Joseph und Noël Jr., die Firma. Eine neue moderne Fabrik wurde in Schoten gebaut, einzig für die Produktion von Kornmischungen für Tauben.

Die Brüder Descheemaecker hatten sich im belgischen Taubensport einen Namen gemacht und waren auch in anderen Ländern bekannt. An den Tagen der Offenen Tür in der Zuchtstation kamen zahlreiche Ausländer, um das Phänomen Descheemaecker kennenzulernen. Insbesondere die Nachbarländer Frankreich, die Niederlande und Deutschland waren an den Kornmischungen, den Ergänzungsprodukten und den Descheemaecker Tauben interessiert.

Joseph und Noël Jr. verstanden bald, dass man einen internationalen Geschäftsausbau anstreben sollte.

1966 mietete Natural Granen einen Standplatz auf der Landesausstellung in Deutschland. Von der Busfabrik Van Hool mieteten sie einen großartigen Stand mit verschiedenen Unterteilungen und einem speziellen Schaukasten, um die Kornmischungen auszustellen. So etwas hatte man noch nie zuvor auf einer Taubenschau gesehen und die Hostessen in ihren silbernen Miniröcken hatten höchstwahrscheinlich auch etwas damit zu tun. Natural Granen war die erste Firma, die auf so professionelle Weise auftrat und wurde zum Trendsetter für Taubenschauen.

Die Strategie, Zuchttauben gegen gesammelte Gutscheine zu tauschen, wurde auch in Deutschland eingesetzt, das sich als ein besonders interessanter Markt erwies, dem sich Joseph und Noël Jr. voll widmen sollten.

Die Natural Zuchtstation

Die Startpistole wurde abgefeuert.

Der Stand von Natural Granen stand auf allen berühmten Fachmessen und Olympiaden im Mittelpunkt des Interesses. 1981 wurde die Olympiade in Tokyo abgehalten, was die Tür zum Fernen Osten öffnete. Belgien ist und bleibt die Wiege des Taubensports. Natural Granen war weltweit als zuverlässige Firma für Kornmischungen, Zeitungen und Veröffentlichungen, Ergänzungsprodukte und die Tauben aus der Zuchtstation bekannt. Der Name Descheemaecker öffnete Türen.

Natural Granen wuchs exponentiell.

Es dauerte nicht lange, bis Natural Granen in 55 Länder exportierte und in den meisten dieser Länder klarer Marktführer wurde.

Einige der weltberühmten ergänzenden Produkte von Natural.

Mehr als nur Taubensport.

1988 kauften Joseph und Noël Jr. eine Eierfabrik und 1989 eine Vogelfutterfabrik. Mit Blick auf die Zukunft wichen sie zum ersten Mal von ihrer bisher verfolgten Devise "ausschließlich Taubensport" ab.

2016 übernahmen sie Haspeslagh, eine Firma spezialisiert auf Taubensportausrüstungen.

Im August 1996 ging es zum ersten Business Trip nach China. Zwei Jahre später eröffnete der erste Natural Shop in Shanghai. Mit einem Potenzial von 300.000 Taubenliebhabern ist China nicht nur ein riesiger Markt, sondern auch eine geschäftliche Herausforderung. Gemeinsam mit ihrem Partner in Taiwan, Dr. Max Yang, einem Veterinär und begeisterten Taubenliebhaber, beschlossen Joseph und Noël Jr., den asiatischen Markt zu erobern. Auf Initiative von Dr. Max Yang entwickelte Natural ein komplettes Sortiment an Medikamenten für Brieftauben, das ausschließlich auf den asiatischen Markt ausgerichtet war. Haspeslagh-Natural ist heute der führende Lieferant für Taubensportausrüstungen. Und Natural China ist dabei, sich zu einer bedeutenden Marke im asiatischen Taubensport zu entwickeln.

Der Stand von Natural Granen in Langfang 2017.

Die dritte Generation der Descheemaeckers

1996 begann Stephan, Sohn von Joseph Descheemaecker, in der Firma seines Vaters und Großvaters zu arbeiten. In seinem letzten Jahr an der Universität absolvierte Stephan Praktika in der Fabrik und im Ausland, um die Kniffe des Geschäfts zu erlernen. Während dieser Praktika wurde die Bedeutung von Cribbs Mais regelmäßig diskutiert. Dieser Mais wird in Frankreich angebaut und trocknet auf natürliche Weise. Dieser naturgetrocknete Mais hat eine sehr hohe Keimfähigkeit und wurde bald in allen Natural Mischungen verwendet.

Natural Granen spielt im Bereich des französischen Cribbs Mais seit den 1960er Jahren eine führende Rolle.

Die Natural Zuchtstation ist auch ein Testzentrum, wo neue Produkte gründlich getestet werden, bevor sie auf den Markt kommen.

2016 startete Stephan Descheemaecker eine völlig neue Fabrik in Schoten mit einer ultramodernen, computergesteuerten Produktionsanlage, um die Mischungen noch feiner auf die Bedürfnisse von nationalen und internationalen Taubenliebhabern abzustimmen.

Die dritte Generation: Stephan Descheemaecker.

Elite Taubenschläge

Trotz des schwindenden Interesses am Taubensport bleibt Natural Granen weiterhin geschäftlich erfolgreich, sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Stephan Descheemaecker merkt jedoch, dass er Maßnahmen ergreifen muss, um zu gewährleisten, dass der Taubensport in Belgien nicht als "Sport für kleine alte Männer" ausstirbt.

2008 wurde ein externer Berater herangezogen, um gemeinsam mit dem Vorstand die Zukunft der Zuchtstation zu bewerten. Die Meinungen waren geteilt, da die Zuchtstation besonders arbeitsintensiv ist und die Jahreszahlen nicht allzu ermutigend waren. Sollte die Zuchtstation geschlossen werden, um das Land aufzuteilen oder sollte sie ausgebaut werden? Tatsächlich ist die Zuchtstation Jahr für Jahr enger mit der Philosophie der Firma und dem Taubensport im Allgemeinen zusammengewachsen. Der Berater war der Ansicht, dass Descheemaecker zwar eine potenzielle Goldmine in Händen hat, ein Strategiewechsel jedoch dringend erforderlich war.

2014 wurden die ‘Elite Taubenschläge’ gebaut. Modernste Unterkünfte, in denen preisgekrönte Tauben der angesehensten Stammbäume untergebracht waren.

Im Gegensatz zu den klassischen jungen Tauben der Zuchtstation waren nunmehr teurere Tauben mit beeindruckenden Stammbäumen erhältlich. In den Elite Taubenschlägen erhalten die Tauben die beste Pflege, um sich zu "richtigen Preisgewinnern" zu entwickeln.

Die neue Strategie funktionierte und 2016 erzielte die Zuchtstation den höchsten Umsatz ihrer Geschichte. Echte Taubenliebhaber möchten gern Tauben mit der richtigen Abstammung zu einem korrekten Preis und solche Tauben gibt es nun in der Zuchtstation zu kaufen.

2016 eröffnet Stephan auch in China eine Zuchtstation für Elite-Tauben. In den Elite Taubenschlägen sind 750 Tauben untergebracht. Keine ist bisher verkauft, aber sie nehmen an Tribünenflügen teil, welches Ein-Tages-Flüge sind, mit denen hohe Summen verdient werden. Ein neuer und interessanter Weg.

Das Preisgeld, das bei diesen Tribünenflügen zu gewinnen ist, erreicht Millionen. Die Zusammenarbeit konnte dem belgischen Taubensport tatsächlich einen entscheidenden Schwung verleihen. Der Chinese sieht es als eine Gelegenheit an und kann es nicht erwarten, seinen Beitrag zu leisten.

Der Taubensport entwickelt sich zurzeit von einem Sport für alte Männer zu einem professionellen Zeitvertreib. Klubs, Freunde usw. veranstalten immer öfter gemeinsam Taubenrennen. Wenn man sich die Taubenschläge mit mehreren Besitzern teilt, kann man ohne Weiteres ein Wochenende frei machen, vorausgesetzt man trifft klare Absprachen.

Moderner Taubensport bietet viele einzigartige Möglichkeiten.

Nach Stephan Descheemaecker ist der Taubensport das schönste Hobby, das es für Menschen über 55 Jahre gibt. Sie bleiben mental und physisch aktiv. Durch die sozialen Kontakte bleibt Ihr Verstand scharf.

Was braucht der Mensch mehr …?

Die Elite von Natural: preisgekrönte Tauben mit den angesehensten Stammbäumen.

Metropoolstraat 28-29

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Tel. +32 3 640 35 50

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